Geschichte der Stadtkirche

Inhalt

  1. Kirchengeschichte – regional gedacht, lokal dargestellt
  2. „Ihr Name und Ihr Schicksal ist der ganzen Bekennenden Kirche vertraut“
  3. Chronologie zur Stadtkirche Durlach

Kirchengeschichte – regional gedacht, lokal dargestellt

Eine historische Skizze über das einzigartige Durlach
von Dr. Hans-Georg Ulrichs

Der hier zu lesende Artikel von Dr. Hans-Georg Ulrichs erschien im Jahrbuch für badische Religions- und Kirchengeschichte 2011

Den Artikel mit vollständigen Fußnoten und Quellenangaben gibt es zum Herunterladen:
PDF File Icon DurlacherKirchengeschichte(Hans-Georg_Ulrichs_2011)

Fordern manche Kirchenhistoriker im Kontext der Europäisierung und Globalisierung eine Kirchengeschichtsdarstellung als Christentumsgeschichte, die die großen Zusammenhänge bedenkt und darstellt, so erinnern andere daran, dass räumliche und konfessionelle Begrenzungen, also Darstellungen im territorialen und nationalen Rahmen oder konfessionsgeschichtliche Untersuchungen ebenso wie biographische Einzeldarstellungen weiterhin sinnvoll bleiben. Möglicherweise werden in enger gefassten Darstellungen zwar nicht alle großen Zusammenhänge benannt werden können. Für diesen Preis erwirbt man aber eine anders nicht mögliche Tiefenschärfe. Enger gefasste Untersuchungen sind dann besonders wertvoll, wenn gute Gründe für die Annahme vorliegen, dass es sich um zentrale, repräsentative oder exemplarische „Gegenstände“ handelt, selbst wenn uns hier auch Extraordinäres begegnet. Für die badische Kirchengeschichte etwa ist mit guten Gründen anzunehmen, dass sich die frühere Residenz Durlach für eine solche Forschung als lohnend erweisen könnte. Eine Durlacher Kirchengeschichte könnte ein Spiegel für die badische Kirchengeschichte sein. Es wäre gewiss ein lohnendes Unternehmen, einmal ein solches Unternehmen nicht nur auf Grund der Literatur, sondern nochmals neu mit den Akten und Dokumenten der Gemeinde, der Landeskirche und des Generallandesarchivs zu schreiben.In Durlach, einem mittelbadischen Städtchen an der Pfinz mit seinen heute etwa 30.000 Einwohnern, finden sich nicht nur repräsentative Exempel. Vielmehr ist Durlach über weite Strecken ein Ort, an dem sich zentrale Entwicklungen ereignen, ist es doch eineinhalb Jahrhunderte lang die Residenzstadt Baden-Durlachs (1565-1718) gewesen und danach immer wieder ein bevorzugter Wohnort in der Nähe der neuen Residenzstadt, auch wenn die wachsende Bedeutung Karlsruhes, in das es 1938 zwangsweise eingemeindet wurde, Durlach in den Schatten zu drängen drohte. Entscheidungen von historischen Reichweite mussten hier schnell auch im kirchlichen Alltagsleben ankommen. Ein Überblick auf die Pfarrer-, Diakonen-, Rektoren- und Professorenliste Durlachs zeigt interessanter Weise auch, wie viele „Ausländer“ hierhin berufen wurden! Wie überhaupt die (früh-) neuzeitliche pfarrberufliche Mobilität ganz erstaunlich gewesen ist. Landeskirchliche – bzw. treffender: territoriale – Grenzen waren offenbar weniger wichtig als Kompetenz und Konfession. Und so mancher Pfarrer ist von seiner exponierter Stellung in Durlach weggegangen oder wegberufen worden, um anderenorts erst richtig prominent zu werden.Die Epochen der badischen Kirchengeschichte zeigen sich in Durlach in respektablen und prominenten Personen, deren Wirken das reale Leben vor Ort unmittelbar beeinflusste und bewegte.

(1) Die Reformation und das Konfessionelle Zeitalter können erläutert werden an Hand der Veränderungen mit der Einführung der Reformation in der Markgrafschaft Baden-Pforzheim, der dann bald folgenden Verlegung der badischen Residenz von Pforzheim nach Durlach 1565 und der Errichtung des Dekanats Durlach, das bis 1975 existierte. Nicht zuletzt ist auch an den Markgrafen Ernst Friedrich (1560-1604) zu erinnern, der Ende des 16. Jahrhunderts nach eigener Konversion versucht hat, auch sein Territorium der reformierten Konfession zuzuführen, unter anderem durch das letztlich als „Privatbekenntnis“ anzusehende „Staffortsche Buch“. Wie andere Landesherren hat auch er versucht, durch ein religiöses Bekenntnis sowohl sein Territorium zu vereinheitlichen als auch zu einem Bildungsfortschritt beizutragen – und dazu war es nicht zuletzt notwendig, den Pfarrern und Lehrkräften als Bildungsträgern Vorgaben zu machen. Der lutherische Pfarrer Johann Konrad Jenisch (1556-1618) musste Durlach nach längeren Querelen 1600 verlassen, wirkte aber später nach dem calvinistischen Zwischenspiel als Superintendent im ohnehin lutherisch-renitenten Pforzheim. Die zur „Calvinisierung“ Badens nach Durlach berufenen Johann Christof Flurer und Ludwig Lucius aus Basel (1577-1642) mussten allerdings mit dem Tode ihres Landesherrn 1604 wohl fluchtartig die Reisekisten packen. Bis zum Jahr 1821 blieb Durlach lutherisch.

(2) Die Orthodoxie hatte ihren herausragenden Vertreter in Johann Fecht (1636-1716), ab 1667 Hofvikar und Professor in Durlach, dann bald Oberhofprediger und Ephorus über das ganze badische Schulwesen. Er floh mit der Zerstörung Durlachs 1689 im Pfälzischen Erbfolgekrieg, um schließlich an der Universität Rostock bis zu seinem Tod als ein hochangesehener und schriftstellerisch fruchtbarer Repräsentant der lutherischen Orthodoxie zu leben. Während Fecht wegen des Krieges und der Kriegsfolgen das Land verließ, musste einer seiner mittelbaren Nachfolger gerufen werden, um das badische Kirchenwesen nach den Zerstörungen wieder aufzubauen. Der bedeutendste Theologe in Durlach war zweifelsohne der Schwabe Johann Jakob Eisenlohr (1655-1736), der ein gutes Beispiel für die lutherische Spätorthodoxie, die damalige kirchliche Normallehre ist. Eisenlohr hat die badische Kirche innerlich wieder reorganisiert durch Kirchen-Personalpolitik, Katechismus und Predigten. Besonders sein Katechismus, der bis zum ersten Unionskatechismus in Gebrauch blieb, wäre ein eigenes Forschungsprojekt wert. Dem Pietismus gegenüber unterhielt Eisenlohr ein eher spannungsvolles Verhältnis. Einer von Eisenlohrs Adlaten, Gottfried Posselt (1693-1768), hat durch seine Autobiographie eine interessante sozialgeschichtliche Quelle für das Leben im 18. Jahrhundert hinterlassen. Jedenfalls muss es auch ein nahezu pfingstliches Sprachengewirr gewesen sein, wenn sich der Schwabe Eisenlohr mit dem Lausitzer Posselt in Mittelbaden unterhalten haben. Eisenlohr hinterließ eine große Nachkommenschaft, die bis in die Gegenwart hinein in der Pfarrerschaft und der Wissenschaft Badens vertreten sind.

(3) Das 19. Jahrhundert in Durlach ist weniger wegen der badischen Unionsgründung 1821 interessant, als vielmehr einerseits wegen der Tatsache, dass nun ausgerechnet im post-revolutionären Durlach 1849 nach einem Auftritt von Johann Hinrich Wichern der Evangelische Verein für Innere Mission Augsburgischen Bekenntnisses gegründet wurde; andererseits ist mit einem weiteren herausragenden Theologen, nämlich dem von 1860 bis 1898 in Durlach wirkenden Johann Friedrich Bechtel (1822-1911), ein umstrittenes Thema der badischen Kirchengeschichte dieses Jahrhunderts behandelt, da dieser bereits ein Jahr nach Einführung des badischen Landeskatechismus 1856 eine umfangreiche Erklärung, also quasi ein Lehrerhandbuch, dazu vorlegen konnte: Der Katechismus für die evang.-protest. Kirche im Grossherzogthum Baden ausführlich erklärt, aus der heiligen Schrift begründet und mit fortlaufenden Zeugnissen aus alter und neuer Zeit der Kirche versehen. Ein Handbuch für Kirche, Schule und Haus). Auch Bechtels Lehrbuch gehört in die kurze konservative Phase zur Mitte des Jahrhunderts, freilich ohne so gänzlich einseitig zu sein wie manche zeitgenössische Referenzwerke. Der eher konservative Katechismus von 1856 wurde bereits früh in der folgenden liberalen Ära eher mit Unwillen verwendet und dann 1882 von einem liberaleren Katechismus abgelöst.

(4) Für das 20. Jahrhundert können drei Personen aus dem Durlacher Beritt als historisch besonders bemerkenswert genannt werden. Zunächst ist der von 1910 bis 1935 amtierende Pfarrer Karl Adolf Wolfhard (1868-1935) zu nennen, dessen Vater Johann Georg (1830-1907) bereits Dekan und Mitglied der Generalsynode war. Adolf Wolfhard war für kurze Zeit 1895 Sekretär im Evangelischen Oberkirchenrat und kam nach einigen Stationen nach Durlach in eine boomende Industriestadt, deren sozialdemokratischen Funktionären und Propagandisten entgegen zu treten er sich nicht scheute. In Durlach war er die prägende Pfarrergestalt, die dann ab der zweiten Hälfte der 20er Jahre noch vielfältig in verantwortliche Positionen aufrückte: 1927 zum Kirchenrat ernannt, fungierte Wolfhard von 1931 bis 1935 als Vorsitzender des Landesvereins für Innere Mission und war 1932 und 1934 in der Landessynode vertreten. Sodann ist mit Kurt Gustav Ernst Lehmann (1892-1963) an einen im „Dritten Reich“ rassisch Verfolgten zu erinnern, der von seiner Kirchenleitung sowohl in den Jahren 1933-1935 nicht energisch geschützt als auch nach 1945 vergeblich um seine Rehabilitation kämpfen musste. Lehmanns Vater Ernst Josef (1861-1948) war vom Judentum zum christlichen Glauben konvertiert und wirkte als angesehener Pfarrer von 1911 bis 1931 in Mannheim; verheiratet war er mit der Tochter des Oberkirchenrates Gustav August Faißt (1834-1873). Mit Lehmanns erzwungenem Abgang und Wolfhards Tod wurden beide Durlacher Pfarrstellen vakant, die umgehend wieder besetzt werden konnten. Während Erwin Beisel (geb. 1903) als stiller Seelsorger im lokalen Gedächtnis geblieben ist, ist Dekan Andreas Schühle (1896-1975) eine bis heute die Emotionen weckende Gestalt. Er ist hier schließlich für das 20. Jahrhundert zu nennen, da er – aus ländlichen Verhältnissen stammend – wie sein Vorgänger Lehmann als Soldat am 1. Weltkrieg teilgenommen hatte, um dann mit diesen Erfahrungen Theologie zu studieren und ins Pfarramt zu gehen. Damit steht Schühle repräsentativ für eine ganze Pfarrergeneration, die bis weit in die Zeit der Bundesrepublik hinein die evangelische Kirche mitprägen sollte. Schühle war ein Vertreter der volkskirchlichkonservativen Mitte, der vordergründig der Gemeinde und vor allem der Jugend gegenüber hart auftreten konnte, von nicht wenigen Zeitgenossen aber auch als achtsamer Seelsorger beschrieben wird, der in vielen Lebenslagen zu helfen verstand. In jedem Fall muss er eine beeindruckende Persönlichkeit gewesen sein. Von 1949 bis 1967 stand er an der Spitze des Badischen Pfarrvereins. Im Zusammenhang mit Gedenkfeiern der jüngeren Zeit ist das Kriegsende 1945 und die sehr harten Nachkriegsjahre – vor allem der Katastrophenwinter 1946/1947 erinnert und erforscht worden.

Durlach, das mit dem Jahr 1975 seinen Dekanatssitz verlor, ist gerade auf Grund seiner exponierten Stellung mit einer großen Stadtkirche in der ehemaligen Residenzstadt und den angedeuteten historischen Kontexten, ein strukturell eher konservatives Pflaster. Dies erhellt auch aus dem Befund, dass zwei Neuerungen, die das Pfarrerbild in der zurückliegenden Generation doch wesentlich verändert haben, erst Ende des 20. Jahrhunderts endlich auch in Durlach griffen: Im Jahre 1998 trat die erste Pfarrerin ihren Dienst an, erst 2000 wurde ein Ehepaar im Jobsharing auf die andere Pfarrstelle berufen. Das zu Ende gehende 20. Jahrhundert und das erste Jahrzehnt des neuen Jahrhunderts waren schließlich durch zweierlei stark geprägt: Zum einen durch zahlreiche notwendig gewordene Veränderungen im Immobilienbestand wie die Renovierung der Kirche, eines Kindergartenneubaus und eines anstehenden Eintausches zweier Pfarrhäuser in zwei Pfarrwohnungen. Zum anderen galt es in dieser Zeit notwendige Umstrukturierungen wie die Errichtung eines Gruppenpfarramtes, die Aufgabe der wirtschaftlich nicht rentabel zu betreibenden Diakoniestation oder den „Tausch“ zweier nicht mehr zeitgemäßer und sanierungsbedürftig gewordenen dezentraler Gemeindehäuser für ein neues zentrales „Gottes Haus am Markt“ durchzuführen. Die jährlichen Statistiken, die von bis zu 80 Beerdigungen und über 50 Konfirmand/inn/en und vieles mehr berichten, können nur ansatzweise wiedergeben, was das geistliche Leben einer Gemeinde ausmacht. Eine volkskirchlich geprägte Gemeinde sucht ihren Weg in den gesellschaftlichen Veränderungen und in kirchlichen Reformprozessen – trotz und in allen gegenwärtigen Herausforderungen nicht ohne ihre Geschichte.

2
Die älteste Akte im landeskirchlichen Archiv beginnt 1703, vgl. Findbuch Az 41/3 (1703 bis 1974).
10
Lucius wirkte ab 1611 als Professor in seiner Heimatstadt Basel.
13
Zum Gedenken an diesen bedeutenden Theologen lobt die Stadtkirchen-Gemeinde jährlich den „Johann-Jakob-Eisenlohr-Preis für evangelische Religion“ für Abiturleistungen am Markgrafengymnasium Durlach aus.
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Nicht zu verwechseln mit dem AB-Verein! Der Landesverein entstand quasi als Abspaltung der Gründung des AB-Vereins 1849 im Zusammenhang mit der sog. Durlacher Konferenz und wurde zunächst von Carl Ullmann geführt.
22
Vor allem Eckhart Marggraf hat sich um das Gedenken Kurt Lehmanns verdient gemacht.
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Schühle scheint gegen Lehmann schwer zu fassende Antipathien gehegt zu haben. Möglicherweise hängen sie mit Lehmanns Versuch ab 1946 zusammen, auf seine unterdes von Schühle besetzte Pfarrstelle nach Durlach zurückzukehren.

„Ihr Name und Ihr Schicksal ist der ganzen Bekennenden Kirche vertraut“

Vom Schülerbibelkreis in die Fänge der Gestapo:
Ernst Münz (1915-1969) und sein BK-Freundeskreis
von Dr. Hans-Georg Ulrichs

Dankenswerterweise hat uns unser ehemaliger Stadtkirchen-Pfarrer Dr. Hans-Georg Ulrichs auch seinen 2012 veröffentlichten lesenswerten kirchengeschichtlichen Artikel zum Durlacher Ernst Münz zur Verfügung gestellt.

Die bibliographischen Angaben lauten:
Hans-Georg Ulrichs, „Ihr Name und Ihr Schicksal ist der ganzen Bekennenden Kirche vertraut“. Vom Schülerbibelkreis in die Fänge der Gestapo: Ernst Münz (1915-1969) und sein BK-Freundeskreis,
in: Jahrbuch für badische Kirchen- und Religionsgeschichte 6 (2012), S. 221-266.

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Chronologie zur Stadtkirche Durlach

Simon M. Haag M.A.

Die Chronoligie gibt es auch zum Herunterladen: PDF File Icon Chronologie_zur_Stadtkirche_Durlach(Simon_M._Haag)

1192/1196
Mit der staufischen Stadtgründung erste romanische Kirche inmitten des Friedhofs; einschiffiges Langhaus von mindestens 20 m Länge an der Ostseite des Turms, erhalten davon der nahezu quadratische, viergeschossige untere Baukörper des Kirchturms mit romanischen Torbögen (auf der Nordseite zugemauert).
1255
Erste urkundliche Erwähnung der Kirche und eines Pfarrers in Durlach.
13. Jahrhundert
Stephanus- (nach anderer Leseart: Laurentius-) Patrozinium der Kirche.
1297
erste Erwähnung eines Durlacher Dekans, geistliches Oberhaupt über das 35 Ortschaften umfassende Speyerische Dekanat Durlach.
um 1400
Gotischer Umbau der Kirche: zweischiffiges Langhaus mit östlich anschließendem Langchor (etwa doppelt so lang wie der heutige). Aufsatz der achteckigen Geschosse auf den viereckigen romanischen Turm.
vor 1460
Anbau der Heiligkreuzkapelle an die Südwand des Langchors (im heutigen südlichen Seitenschiff vor dem Zugang zur Sakristei).
1464
Die Kirche (erneut) dem heiligen Stephanus geweiht; im Spätmittelalter wirkten außer dem Pfarrer acht weitere Geistliche an der Kirche.
um 1500
Archäologisch aufgefundene Brand- und Planierschichten belegen eine größere Brandkatastrophe in Durlach, von der wohl auch die Kirche betroffen war.
16. Jahrhundert
Anfang des Jahrhunderts entsteht das Sandsteinkruzifix (Schule des Nikolaus Gerhaert von Leiden), das lange auf dem Friedhof am Basler Tor stand.
1517
Martin Luthers Thesenanschlag in Wittenberg, Beginn der Reformation.
1529
Markgraf Philipp I. von Baden lässt Teile der Lutherbibel in Durlach drucken.
um 1530
Bau der Hallenkirche: Verlängerung des Kirchenschiffs nach Osten, womit der Chorraum auf seine heutige Größe reduziert wird; Abbruch der Heiligkreuzkapelle und Bau des südlichen Seitenschiffs; die Mauern des östlichen Seitenschiffs werden abgeschrägt. Die Kirche erhält damit ihre jetzige äußere Gestalt.
1533
Badische Erbteilung: Durlach fällt an die ernestinische Linie der Markgrafen von Baden, ab 1535 Residenz in Pforzheim.
1555
Nach dem Augsburger Religionsfrieden tritt Markgraf Karl II. von Baden-Pforzheim zum lutherischen Glauben über.
1556
Reformation der Markgrafschaft Durlach-Pforzheim, Baden-Durlachische Kirchenordnung: Das Vermögen der Stadtkirche Durlach wird vom Staat eingezogen, wofür die Kirche ein regelmäßiges jährliches Einkommen erhält. Der Markgraf übernimmt die Verpflichtung, sich an der baulichen Unterhaltung der Kirche zu beteiligen. Die Pfarrei Durlach wird dem Dekanat Pforzheim zugeordnet.
1565
Verlegung der markgräflichen Residenz von Pforzheim nach Durlach.
1577
Der neue, wohl Mitte des 16. Jahrhunderts vom „Saumarkt“ vor das Basler Tor wird erstmals erwähnt.
1580
Durlach wir Dekanatssitz, der Stadtpfarrer ist gleichzeitig Dekan.
ab 1584
Markgraf Ernst Friedrich versucht, den evangelisch-reformierten Glauben (Calvinismus) in seinem Territorium durchzusetzen. Sein Privat-Bekenntnis ist das „Staffortsche Buch“ (1599). Nach Ernst Friedrichs Tod (1604) wird Baden-Durlach wieder evangelisch-lutherisch.
1586
Gründung des Gymnasium illustre, dessen Lehrer und Schüler auch kirchliche Funktionen ausübten.
1609
Orgel eingebaut.
1618 – 1648
Dreißigjähriger Krieg. Vorübergehende Rekatholisierungsversuche.
15./16.08.1689
Durlach wird von französischen Truppen im Pfälzischen Erbfolgekrieg (1688 – 1697) weitgehend zerstört; die Kirche brennt aus, Dach und Turmhelm werden zerstört, so dass nur der untere Teil des Turms erhalten bleibt. Hölzerne Notkirche (ab 1691).
1698
Sammlungen zum Wiederaufbau finden im Schwäbischen Kreis, im Elsass, in Norddeutschland, Dänemark, Schweden, England, Holland. und der Schweiz statt. Erste Glocke für die Durlacher Stadtkirche erwähnt (in Stuttgart gegossen).
1698 — 1700
Wiederaufbau der Kirche nach Plänen des Rastatter Hofarchitekten Domenico Egildio Rossi, modifiziert von Hofbaumeister Thomas Lefebres, durch den Schlossbaumeister Giovanni Mazza: dreischiffige barocke Hallenkirche unter Verwendung der spätgotischen Außenmauern; stark eingezogener Chor mit 3/8-Schluss und Strebepfeilern auf Fundamenten des 15. Jahrhunderts. Anbau der Sakristei an der Südseite des Chors; der Turm wird mit einem Notdach versehen.
28.08.1700
Erster Gottesdienst in der noch nicht fertig gestellten Kirche.
27.03.1701
Am Osterfest wir die Kirche offiziell wieder in Gebrauch genommen.
1702 – 1736
Johann Jakob Eisenlohr (geb. 1655 in Reutlingen) Pfarrer in Durlach; zu seiner Zeit bedeutendster Theologe der badischen Kirche, Verfasser eines lange benutzten Katechismus.
1712
Neue Orgel.
1739
Der Kirchturm erhält seine jetzige barocke Turmhaube (Benedikt Blutscher).
1742 – 1768
Gottfried Posselt (geb. 1693 in Törchau / Lausitz) Pfarrer in Durlach; Ahn zahlreicher Namensträger in leitenden Ämtern.
1758/1759
Neue Orgel der Gebrüder Stumm (Hunsrück) und Orgelgehäuse, Einbau der Orgelempore.
Johann Georg Geyer aus Thüringen (1729 – 1802) Stadtorganist und Musikdirektor, Komponist.
vor 1770
Kanzel mit reichem Rocailleschmuck, zunächst in der Karlsburg, wohl Ende des 18. Jahrhunderts in die Stadtkirche verbracht, Stiftung von Markgraf Karl Friedrich.
1770
Einbau zweistöckiger Seitenemporen.
um 1770
Altar, 1792 klassizistisch überarbeitet.
1771
Vereinigung der Markgrafschaften Baden-Durlach und Baden-Baden.
1779
Abbau der an der Außenseite der Kirche befindlichen Hafnerhütten, Brot- und Metzgerbänke etc.
1785
Glocke erwähnt (A. Speck, Heidelberg).
1786/1789
im Chorraum Bestattung der Markgrafen Karl August und Christoph, Söhne des Karlsruher Stadtgründers Karl Wilhelm.
um 1790
Achteckiger Taufstein.
1792
Emporen-Erweiterung.
1821
Union der Lutheraner und Reformierten zur evangelischen Landeskirche im Großherzogtum Baden.
24.01.1849
Gründung des Vereins für Innere Mission Augsburgischen Bekenntnisses nach vorhergehendem Besuch Johann Hinrich Wicherns.
1871
Vier farbige Glasfenster im Chor eingebaut, 1875 ein weiteres an der Südseite.
1896
Neue Orgel der Durlacher Orgelbauer Heinrich Voit und Söhne (5 der 41 Register sind bis heute erhalten).
1917
Abgabe einer der drei Glocken.
1922
Neues Geläut mit vier Glocken (Gebrüder Bachert, Karlsruhe), von denen nur eine den 2. Weltkrieg übersteht.
1932/1933
Kirchenrenovierung, Entfernung der oberen Emporen.
05.11.1944
Bombenangriff zerstört Teile des Daches, die Türen und Fenster, darunter auch die farbigen Kirchenfenster.
1951
Drei neue Glocken (Stephanus-, Paulus-, Christus-Glocke) komplettieren das jetzt vierglockige Geläut (mit Luther-Glocke von 1922).
1955/1956
Einbau von vier farbigen Kirchenfenstern im Chor (mit Ausnahme rechts: 1999) und an der Südseite:
1963 —1968
Kirchenrenovierung, vor allem im Chor. Kruzifix (aus dem 16. Jahrhundert), das nach dem 2. Weltkrieg vom Friedhof zum Prinzessenbau verbracht wurde, 1967 im Chor aufgestellt.
1976
Durlach nicht mehr (wie seit 1580) Sitz des Dekans. Durlach gehört seitdem zum Dekanat Karlsruhe.
ab 1992ff.
Außenrenovierung.
1996
Stadtjubiläum 800 Jahre Durlach.
1997— 1999
Umfangreiche Innenrenovierung: im Langhaus Fund von 14 Grabstätten adliger Personen; Verlängerung des Chorbodens ins Schiff und Renovierung der Stumm-Orgel von 1758/1759 durch die Firma Goll, Kriens/Luzern.
01.10.1999
Wiederingebrauchnahme der Kirche.
2000/2001
Ökumenisch gefeierte Kirchenjubiläen 300 Jahre Stadtkirche und 100 Jahre St. Peter und Paul.
2002
Die aus dem 18. Jahrhundert stammenden 12 Apostelbilder, jahrzehntelang deponiert, werden nach aufwändigen Restaurierungsmaßnahmen wieder aufgehängt.
2003
Instandsetzung des Kirchturms.

Wer an familiengeschichtlichen Zusammenhängen Interesse hat, wird sich freuen, dass seit Februar 2014 Teil 1 des Ortsfamilienbuches Karlsruhe „Hof u. Hofdienerschaft Durlach 1688-1761“ erhältlich ist. Nähere Informationen (ein Überblick über die Familiennamen, eine Inhaltsangabe, Bestellmöglichkiten) können unter ⇒ www.ak-bd.de aufgerufen werden. Ein Exemplar wurde uns vom Autorenehepaar geschenkt und kann in der Bibliothek des Gemeindehauses genutzt werden.

360°–Panorama: J. Kurz
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